Bénédicte Sère (Paris): Das Feld der Ekklesiologie in Paris

Zusammenfassung des Vortrags vom 11. Juni 2018: Le champ de l’éccésiologie à Paris (version française ci-desous)

Im Zusammenhang mit der Publikation eines Buches mit dem Titel Du constitutionnalisme dans l’Église (XIIIe-XXe siècle). Essai d’historiographie critique, das im Laufe des Jahres 2020 bei den Presses Universitaires de France erscheinen wird, dient die Projektvorstellung dazu, die genannte Arbeit in der Forscherbiographie der Autorin und im Feld der ekklesiologischen Forschungen in Paris, vor allem an der École des Hautes Études en Sciences Sociales (EHESS), zu verorten.

Den Ausgangspunkt meiner Arbeiten bilden die scholastischen Kommentare zur Nikomachischen Ethik des Aristoteles. Den konkreten Gegenstand bildet das Thema der Freundschaft – jene große Odyssee der griechischen ‚Episteme‘ über die philia, die zu deren Akkulturation im lateinischen Raum führte, mithin in den Raum einer auf Gott bezogenen Anthropologie, wo alles auf die zentrale Figur der Nächstenliebe bezogen ist. Ausgehend von diesen Forschungen ergab sich eine weitergehende Fragestellung: Wirken die Konzepte, die an der Universität erarbeitet werden, auch auf die Welt der Praxis ein? Demgemäß habe ich versucht, in konzentrischen Kreisen die Durchlässigkeit der scholastischen Welt jenseits ihrer selbst abzuschätzen. Die Leitfrage meiner Untersuchung war folgende: Was waren die sozialen Nutzanwendungen der scholastischen Konstrukte? Wie weit reichte ihr Einfluß?

Durch die Erweiterung von Fragestellung und Corpus kam ich zum Feld der Ekklesiologie – von der Scholastik zur Ekklesiologie, von der disputatiozur umfassenden Diskussion. Die Ausgangshypothese war folgende: Die Traktate des Jean Gerson stellen reife Werke, keine universitären Stilübungen dar – selbst wenn der scholastische Kommentar eine universitäre Übung von hohem technischen Anspruch ist, die große Virtuosität erfordert. Ich beschäftigte mich mit Gersons großen Traktaten zum Thema der Reform – réformatio. Sehr rasch bemerkte ich, daß das Corpus Fallstricke aufwies: Alles mußte neu datiert werden, die Manuskripte waren oft falsch zugeschrieben, die Texte unfest, verläßliche kritische Editionen nicht erhältlich, die handschriftliche Überlieferung sehr komplex, alle Autographen falsch zugeschrieben (vgl. Gilbert Ouy). Ich nahm mir also vor, die Gesamtheit der ekklesiologischen Traktate aus der Zeit des Großen Schismas zu untersuchen, um die in dieser Epoche – in der zweiten Phase des Schismas, 1394-1418) – geführten Diskussionen zu rekonstruieren. Damit machte ich die einzelnen Diskussionen zu Akteuren und Ereignissen der Geschichte: Die Diskussionen waren gleichsam Reflexe der Bruchlinien und Parteigegensätze der jeweiligen Pariser Szene. Vor allem aber wurden die Diskussionen selbst zu Akteuren, die die jeweils vorliegenden Kräfteverhältnisse beeinflußten oder gar umstießen. So waren also Fragestellung und Gegenstand meiner Untersuchungen formuliert: die Débats d’opinion à ‘heure du Grand Schisme. Ecclésiologie et politique [veröffentlicht 2016]. Ich untersuchte Mechanismen und Inhalte der Diskussionen sowie deren Atmosphäre – vor allem die Atmosphäre, die mit symbolischer Gewalt, Zensur, Unsagbarkeiten und Einschüchterungen aufgeladen war.

Die Arbeit fügte sich ein in aktuelle Forschungszusammenhänge in Paris, vor allem an der École des Hautes Études en Sciences Sociales, seit 2014 näherhin im Umfeld der Arbeitsgruppe „CéSor“ (Centre d’études en sciences sociales du religieux). Deren Vorhaben bildete die Erstellung des ‚dictionnaire critique sur l’Église‘, ein neuartiges Werkzeug der Sozialwissenschaften. Dessen Titel: L’Église, dictionnaire critique (erscheint in den PUF; Herausgebergremium: Dominique Iogna-Prat, Alain Rauwel et Frédéric Gabriel). Es handelt sich um ein Wörterbuch, das weniger als „inhaltliches“ Nachschlagewerk oder als in Artikel aufgeteilte Darstellung der Kirchengeschichte konzipiert ist, sondern als kritisches Buch mit dem vornehmlichen Ziel, die Problematiken herauszuarbeiten und zu diskutieren, die die Institution „Kirche“ und deren Verästelungen strukturieren. Jeder Artikel nähert sich seinem spezifischen Thema dadurch, daß zunächst nach dessen Konstituierung gefragt wird; er berücksichtigt die Bedeutung dieser Konstitutionsakte, vor allem im Hinblick auf konfessionelle und parteiliche Einflüsse, die hier eine Rolle gespielt haben: Die Kontroversen haben die gelehrte Forschung ebenso geprägt wie die Konstituierung der wissenschaftlichen Disziplinen, die uns immer noch teilweise prägen. Es geht [bei der Erstellung des Dictionnaire] weniger um [Wissens-]Kumulation als um kritische Reflexion – um einen problematisierenden Zugang zum Prozeß der Erarbeitung der zentralen Begriffe des Feldes „Kirche“ (88 Lemmata).

Daneben ermöglicht eine Reihe regelmäßiger Kolloquien Synergieeffekte hinsichtlich der ekklesiologischen Forschungen in Paris und in internationalem Rahmen. Vier große Veranstaltungsreihen sind von Bedeutung: Das Kolloquium zum Dictionnaire critique, zu den Themen „Hierarchien in der mittelalterlichen Christenheit (zwecks Abfassung eines Companion) und „Religionen und soziale Utopien“ sowie mein Seminar „Zeitgenössische Nutzanwendungen des Mittelalters: Historiographie und Ekklesiologie“.

Dieses seit 2016 stattfindende Seminar dient der Diskussion der Kapitel des eingangs zitierten, demnächst erscheinenden Buches. [Dieses Buch] steht in Verbindung mit der Arbeit des CéSor, der Arbeit am Dictionnaire critique, aber auch an einem Que sais-je?-Band über Les 100 Dates de l’histoire de l’Église (erschienen im Mai 2018). Das Buch atmet den Geist eines Essays: Es handelt sich weder um ein Handbuch noch um ein gelehrtes Werk, sondern vielmehr um ein Buch, das zwischen der pointierten Überblicksdarstellung und der Vorstellung neuartiger Forschungsthesen angesiedelt ist. Wie auch immer, es geht darum, Kirche durch die Dekonstruktion einiger ihrer Zentralbegriffe neu zu denken – um eine Dekonstruktion von –ismen. Es geht um sieben –ismen auf denen die Kirchengeschichte gründet: Konziliarismus, Konstitutionalismus, Reformismus/Antireformismus, Antiromanismus, Modernismus, Infallibilismus (Unfehlbarkeit), Kollegialität. Was mich interessiert, ist weniger der Wert [bzw. die Dekonstruktion] der im Laufe der Forschungsgeschichte und vor allem im 19. und 20. Jahrhundert oft fragwürdigen Interpretationen hinsichtlich des Mittelalters als der heuristische Gewinn solcher Lektüren und Projektionen – Lektüren, die man historiographisch mit Vorsicht genießen muß. Es geht, anders gesagt, um eine Historiographie zweiten Grades: Was mich interessiert, ist die Herstellung von Intelligibilität auf dem Gebiet von Lektüren die sich überkreuzen und zusammenprallen. Als Beispiel werden wir ein oder zwei Begriffe vorstellen, deren Betrachtung es erlaubt, sich ein Bild von der Grundidee des Buches zu machen.

(Übersetzung von Georg Jostkleigrewe)

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A l’occasion de la sortie d’un prochain livre, à paraître aux Presses Universitaires de France (dépôt décembre 2019, parution courant 2020), intitulé Du constitutionnalisme dans l’Église (XIIIe-XXe siècle). Essai d’historiographie critique, la présentation replacera le travail dans le cheminement personnel de son auteur et dans le champs des études ecclésiologiques à Paris, notamment à l’EHESS (Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales).

Mes travaux ont pris pour point de départ les commentaires scolastiques à l’Ethique à Nicomaque d’Aristote, sur le thème de l’amitié, la grande odyssée de l’acculturation de l’épistémè grecque sur la philiaen terre latine, dans une anthropologie théocentrée où la charité ordonne tout comme à son faîte. À partir de là, un questionnement s’élaborait : les concepts élaborés à l’université transpirent-ils dans le monde de la pratique ? Par cercles concentriques, je m’employais donc à cerner la perméabilité du monde scolastique au-delà de lui-même. Je posais la question de l’enquête : quels étaient les usages sociaux des constructions scolastiques ? quelle en était leur pénétration ?

Par élargissement du questionnement et des corpus, j’arrivais sur le champ de l’ecclésiologie, ayant ainsi cheminé de la scolastique à l’ecclésiologie, de la disputatioau débat. Une hypothèse était posée : [lire] les traités de Gerson comme des œuvres de maturité et non plus des exercices universitaires même si le commentaire scolastique est un exercice universitaire de grande technicité et qui demande une grande virtuosité. Je prenais les grands traités de Gerson sur le thème de la réforme-reformatio.Très vite, je me suis aperçue que le corps était piégé : tout était à redater, les manuscrits étaient souvent mal attribués, les textes non fixés, aucune édition critique valable, la tradition manuscrite très complexe, tous les autographes faussement attribués (cf. Gilbert Ouy). J’envisageais alors d’étudier l’ensemble des traités ecclésiologiques de l’époque du Grand Schisme pour tenter de reconstituer les débats en cours à cette époque, un temps court, le 2^èmeâge du Schisme (1394-1418). J’érigeai ainsi les débats en acteurs et en événements de l’histoire : Les débats étaient comme le reflets des lignes de fracture et des lignes de parti de la scène parisienne du moment ; mais surtout les débats devenaient eux-mêmes les acteurs qui influençaient et bousculaient les rapports de force en présence. Ainsi mon sujet et mon objet étaient formulés : les débats d’opinion à ‘heure du Grand Schisme. Ecclésiologie et politique. J’étudiai : les mécanismes des débats, les contenus des débats, l’atmosphère des débats, notamment une atmosphère de violences symboliques avec censures, non-dits et intimidations.

Le travail prenait place dans l’actualité de la recherche scientifique à Paris notamment à l’Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales et plus précisément autour du groupe de travail du Césor (Centre d’études en sciences sociales du religieux), depuis 2014 : une entreprise, le dictionnaire critique sur l’Église, un outil inédit des sciences sociales. Son titre : L’Église, dictionnaire critique. A paraître aux PUF avec pour comité éditorial Dominique Iogna-Prat, Alain Rauwel et Frédéric Gabriel. Un dictionnaire qui est conçu non pas d’abord conçu comme un livre « de contenu » ou comme une histoire de l’Église découpée en articles, mais comme un livre critique, avec notamment un objectif : mettre en évidence et discuter les problématiques qui structurent l’institution ecclésiale et ses ramifications. Chaque article appréhende son entrée en s’interrogeant d’abord sur la constitution de l’objet qu’il aborde. Il prend en compte l’importance de la constitution des objets en tant que tels, et la part confessionnelle et partisane à laquelle ils n’ont pas manqué d’être soumis, tant les controverses ont souvent marqué aussi bien l’érudition que la constitution même des champs disciplinaires dont nous dépendons encore pour une part. Il ne s’agit pas d’être cumulatif, mais en premier lieu réflexif et critique – un retour problématisé sur le processus d’élaboration des grandes notions de l’ecclésialité (88 entrées).

Parallèlement, une série de séminaires permettent de fédérer dans un effet de synergie la recherche en ecclésiologie, sur Paris et à l’internationale. Quatre grands séminaires s’imposent : le séminaire sur le Dictionnaire critique, Hiérarchies en Chrétienté médiévale (pour un Companion),« Religions et utopies sociales » ainsi que mon séminaire intitulé « Les usages contemporains du Moyen âge : historiographie et ecclésiologie ».

Ce dernier séminaire (depuis 2016) a pour fonction de tester les chapitres du livre à venir cité plus haut. Il est à mettre en lien avec le travail du Césor, du dictionnaire critique mais aussi avec le Que sais-je ? sur Les 100 Dates de l’histoire de l’Église(parution mai 2018). L’esprit est celui d’un essai, il ne s’agit ni d’un manuel, ni d’un ouvrage d’érudition mais plutôt d’un livre entre la synthèse et la proposition de thèses inédites. Quoi qu’il en soit, il s’agit de penser l’Église par la déconstruction de certaines de ses grandes notions : une déconstruction des –ismes. Sept –ismes qui ont construit l’histoire de l’Église : Conciliarisme, constitutionnalisme, réformisme /antiréformisme, antiromanisme, modernisme, infaillibilisme, collégialité. Autant de thèmes liés entre eux, en un réseau serré pour aboutir à une sorte d’historiographie critique. Ce qui m’intéresse, ce n’est pas tant la validité des interprétations historiographiques souvent contestables d’ailleurs au cours de l’histoire et notamment des XIXe et XXe siècle sur le Moyen Âge que le gain heuristique de lectures et de projections sur l’écran du Moyen Âge, lectures historiographiquement sujettes à caution. Il s’agit, pour le dire autrement, d’une sorte d’historiographie au carré car ce qui m’intéresse, c’est de produire de l’intelligibilité sur des lectures qui s’entrecroisent et s’entrechoquent. A titre d’exemple, nous présenterons une ou deux notions dont la présentation donnera une idée de l’ouvrage.